Kein Sojaanbau am Pfaffensee!

 🐦 Tschilp!

Im Post vom 5. Januar 2022 beklagte ich laut tschilpend die Kahlstelle am Pfaffensee und wollte den Hintergrund wissen. Rodung in (noch) kleinem Stil? Brasilianische Verhältnisse in Stuttgart? Wer weiß, zumal am Hauptbahnhof neuerdings folgende Buchstaben prangen: B R A S I L I E N  (warum?)




Der Rosensteinpark wird im in Fachkreisen wichtigen Managementplan "Stuttgarter Bucht und Glemswald" des EU-weiten Schutzprogramms Natura 2000 gelistet und darf nicht abgeholzt werden. Das hört sich schon mal sehr beruhigend an, den schönen Schlossgarten haben sie damals bei der Erstellung des Managementplans wohlweislich (?) ausgeklammert. Den gibt es jetzt auch nicht mehr....

Was hat das jetzt mit dem Pfaffensee zu tun? Und mit der Rodung an der Uferstelle wie im Post beschrieben?

Ein  Gespräch direkt an diesem Ort mit dem Förster von BWForst des Landes Baden-Württemberg Herrn Noack führte zu zahlreichen Ah's!

Genau dort fließt ein kleines Bächlein, das in den Pfaffensee  mündet und diesen durchfließt, mit Namen Glems, und der Wald, durch den sich der Bach von der Quelle bis zum Pfaffensee schlängelt, ist der Glemswald. Auch dieses Habitat gehört zum oben genannten Managementplan "Stuttgarter Bucht und Glemswald". 



Der Lebensraumtyp an der Glems an der besagten Stelle am Pfaffensee ist eigentlich ein Bach-Eschen-Wald, wobei hier die Erle deutlich markanter und häufiger als die Esche ist:


 

Nun hat sich hier auch ein Parkbaum aus dem Kaukasus sehr wohl gefühlt: die kaukasische Flügelnuss. Die Sträucher mussten in Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde abgeholzt werden, da außer ihr keine andere Pflanze mehr wachsen konnte. Vor allem ein Baum war kurz davor, Früchte zu tragen. Die Fachleute befürchteten dadurch ein starkes Ausbreiten der Früchte über den Pfaffensee auch an andere Uferstellen und damit ein Verdrängen von Erlen, Eschen und Schilf. 

Da im Managementplan der Auwald mit Erle, Esche und Weide als schützenswerter Lebensraumtyp ausgewiesen wird und das Forstamt in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde seine Aufgabe darin sieht, Maßnahmen zu seinem Schutz zu ergreifen, mussten diese eigentlich gesunden und auch hübschen Sträucher abgeholzt werden.

Zudem müssten  die Wurzeln ausgegraben werden, da der Strauch mit seinen vielen  Stockausschlägen eine starke Überlebenskraft besitzt. Das ist in diesem Jahr aber  nicht vorgesehen. Die Stelle wird beobachtet, vor allem, was die Verbreitung der Flügelnuss über die Stockausschläge betrifft. 


Langfristig ist geplant, dass der Uferweg auf Bohlen mit Stelzen über diese Verlandungszone geführt wird ähnlich dem Weg über die Verlandungszone im Federsee und dadurch unter dem Weg die Vegetation  - hier hauptsächlich Schilf - freien Lauf findet. Das würde der Gelbbauchunke, die speziell im Managementplan als besonders schützenswertes Amphibium genannt wird - einen weiteren Lebensraum geben. Hier könnte sie laichen. 

Ein bemerkenswerter Plan! 

Zum Thema Schilf: Das Schilf wurde nicht planmäßig entfernt.  Möglicherweise sind einige Schilfhalme bei der Maßnahme abgebrochen. Aber es wird in einem halben Jahr wieder in seiner vollen Pracht dastehen und dem Ufersaum seinen besonderen Reiz verleihen - wie meine Freunde, die Rallen und Enten, es lieben. 



Die jungen Sprösslinge sind schon sichtbar! Der Förster schob die Blätter weg und zeigte auf die kaum wahrnehmbaren kleinen Spitzen, die sich schon aus dem Boden schieben:






Es war ein aufschlussreicher Ortstermin mit dem Förster Herrn Noack, der die Fragen in aller Geduld und ausführlich beantwortete und uns mit seiner Sachkenntnis zu der Überzeugung brachte, dass hier bestimmt keine unsinnigen  Abholzungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Dafür ein herzliches Dankeschön! 

Brasilien kann höchstens in der City assoziiert werden, sage ich mal so als Spatz.....

🐦 Tschilp!

Kommentare

  1. Alles über die Kunstaktion BRASILIEN auf dem Hbf-Dach erfährt man im Internet!

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