Warum Glasgow-Declaration nur in Oldenburg? Blockiert die Verbrenner-Nation?

 🐦 Tschilp!

Ackersalat in einem kleinen  Garten einer Stuttgarter Stadtwohnung


In der "Ökohochburg Deutschland" ist keine einzige Stadt außer Oldenburg imstande, sich der Glasgow-Erklärung anzuschließen und Konzepte auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene zu entwickeln, diese der Öffentlichkeit darzustellen, aktive Bürger und Bürgerinnen einzubinden und konsequent die Ernährungspolitik der Verhinderung der bedrohlichen Auswirkungen der Klimakatastrophe zu unterwerfen.

 

Im welchem Medium wird darüber berichtet? Ich finde kein Medium. 

Wenn nicht Fred Grimm in seiner hervorragenden Kolumne im "Schrot und Korn",  Ausgabe 02/2022, über dieses Riesenmanko berichtet hätte, hätte ich davon nix, aber auch gar nix mitgekriegt. Auch er beklagt, dass dieses Thema in den Medien keine Resonanz findet. 

Interessanterweise gibt es weltweit über 100 Städte oder Regionen, die sich der Deklaration aktiv angeschlossen haben und konsequentes Handeln anstreben.

Weltweit über 100 Städte beziehungsweise Regionen.

Fast keine einzige Stadt in Deutschland. 


Hier ansatzweise das Dokument, um das es geht:

Begleitendes Dokument zur Glasgow-Erklärung „Ernährung und Klima“ 

Die Erklärung von Glasgow enthält die Verpflichtung, die Entwicklung integrierter Ernährungspolitiken als Schlüsselinstrument im Kampf gegen den Klimawandel zu beschleunigen. 

Sie verpflichtet die Kommunen, die Treibhausgasemissionen aus städtischen und regionalen Ernährungssystemen in Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen und den Zielen für nachhaltige Entwicklung zu reduzieren, und fordert nationale Regierungen und internationale Institutionen zum Handeln auf. 

Warum sollte man den Klimawandel aus der Ernährungssystem-Perspektive betrachten?

Die heutigen Ernährungsysteme sind für 21-37 % der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sie sind eine der Hauptursachen für die Umweltzerstörung und tragen erheblich zu sozioökonomischen und gesundheitlichen Ungleichheiten bei. Viele dieser Probleme lassen sich auf industrielle Ernährungs- und Agrarsysteme zurückführen, die darauf ausgerichtet sind, große Mengen an Rohstoffen für den Weltmarkt zu produzieren

...

Daher müssen nachhaltige Ernährungssysteme weltweit auf dem Zugang zu gesunder Ernährung für alle, auf Agrarökologie und regenerativer Landwirtschaft, auf Kreislaufwirtschaft und auf der Herstellung gerechter Lebensbedingungen beruhen....

Ein Ernährungssystem-Ansatz bietet den notwendigen Rahmen, um Synergien und Zielkonflikte verschiedener Klimaschutzstrategien zu identifizieren, zu analysieren und zu bearbeiten. Er bezieht die verschiedenen Akteure und Wechselbeziehungen ein, die an Erzeugung, Herstellung, Versorgung, Konsum und Entsorgung von Lebensmitteln beteiligt sind...

Warum braucht es politische Integration über alle Ebenen und Sektoren hinweg? 

....

Die fortschrittlichsten ernährungspolitischen Maßnahmen wurden häufig durch partizipatorische Ansätze und Plattformen mit unter Einbeziehung vieler verschiedener Interessengruppen entwickelt.

Eine ganzheitliche integrierte Ernährungspolitik kann auf diesen demokratischen und sektorübergreifenden Governance-Ansätzen aufbauen, indem sie eine langfristige Vision entwickelt, übergreifende Ziele für das gesamte Ernährungssystem festlegt, die verschiedenen sektoralen Politiken, die Produktion, Verarbeitung, Versorgung und Konsum steuern, neu ausrichtet, auf lokalen Experimenten aufbaut und alle Akteure des Ernährungssystems gleichberechtigt einbezieht - einschließlich Landwirt*innen, Jugendlichen, Unternehmer*innen, Gruppen der Zivilgesellschaft und staatlichen Stellen -, um eine nachhaltige und gerechte Transformation möglich zu machen. 


Warum kommt lokalen Akteuren eine herausragende Rolle zu?

Der Großteil an Innovation und Wandel im Bereich der nachhaltigen Ernährung findet auf lokaler und regionaler Ebene statt.

Fehlende Anerkennung, Übertragung von Zuständigkeiten und Unterstützung für städtische und regionale Strategien und Partnerschaften im Bereich der Ernährungssysteme durch internationale und nationale Regierungen bieten jedoch keine Anreize, diese wichtigen Maßnahmen zu verstärken und in die Breite zu tragen. 

Städte und Regionen sind bereits Vorreiter bei der Entwicklung ganzheitlicher Ernährungspolitiken und -strategien, um einen positiven Wandel des Ernährungssystems auf lokaler Ebene voranzutreiben. 

Dazu gehören Programme:

  • Reduzierung von Lebensmittelabfällen,
  • die Beschaffung gesunder und nachhaltiger Lebensmittel für öffentliche Kantinen, 
  • Kampagnen zur Förderung von Verhaltensänderungen hin zu einer gesunden Ernährung, einschließlich der Verringerung des industriellen Fleisch- und Milchkonsums, 
  • die Schaffung urbaner Gärten, 
  • landwirtschaftlicher Parks, 
  • Gründerhöfe, 
  • Food Hubs und Bauernmärkten, 
  • Rahmenbedingungen zur Unterstützung von Initiativen für kurze Lieferketten sowie für die Sozial- und Solidarwirtschaft,
  • die Stärkung agrarökologischer Entwicklungspläne,
  • die Einbeziehung der Ernährung in die Stadt- und Regionalplanung,
  • die Stärkung der Verbindungen zwischen Stadt und Land oder die Entwicklung von pestizid- und gentechnikfreien Regionen, Bio-Städten und Ökomodellregionen. 


Was nützen teure internationale Konferenzen, wenn deren in diesem Fall kluge Beschlüsse so wenig Widerhall finden?


🐦  Tschilp!

Kommentare

  1. Von den Städten kamen natürlich keine Reaktionen.
    Vielleicht haben sie den Post gelesen. Vielleicht nicht. Was auch immer. Der Dialog mit den Stadtverwaltungen war schon immer ein "kreativer und lebendiger Prozess"....das kann ich aus meiner Zeit als Lehrerin in Stuttgart voll bestätigen. Ein Jahr für die Reparatur einer Bohrmaschine aus dem Technikraum der Realschule und dann kam sie unrepariert wieder zurück.....

    Ach, und gerade haben wir sowieso andere Sorgen. Seit 24.2.2022 tobt ein Krieg in Europa. Vielen Dank, liebe Politiker und Politikerinnen, dass ihr uns mit Hilfe unserer Steuergelder die Gefahr eines Atomkrieges in so "weite" Ferne gerückt habt. Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag? Außer große Reden zu schwingen und das Militär zu sponsern? Denn ganz unschuldig seid ihr nicht an der Entwicklung. Immerhin übt die Nato schon seit Jahren fette Manöver an Russlands Grenzen. Pfui. Diplomatie - was ist denn das?


    AntwortenLöschen
  2. Heute hat die Stadt Freiburg eine Mail geschrieben. Das Thema wird nun vom Umweltdezernat bearbeitet. Wir sind gespannt!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog