Fugger: ein Taler hat immer 2 Seiten

  🐦 Tschilp!



Vor ein paar Tagen zeigte das bayrische Fernsehen ein Feature mit einem Nachfahren des Jakob Fugger.

Stolz präsentierte er die Sozialbausiedlung in Augsburg, die tatsächlich einer Mietpreisbremse unterliegt. 88 Cent im Jahr (!) müssen die Leute Miete zahlen für eine Wohnung mit Gärtchen und anderen Annehmlichkeiten, dafür am Tag drei Mal beten für das Wohl der Familie Fugger und katholisch müssen sie sein. Sehr schön alles. 

Nun, den Luther gab es ja in der Form, wie wir ihn kennen, gar nicht. Der Luther musste ja vor 500 Jahren erstmal auf der Bildfläche erscheinen. Die katholische Kirche war stark und mächtig, der Ablasshandel florierte, wovon die Fugger sehr profitierten. Denn ein Teil ging auch an sie. Das erzürnte bekanntermaßen den Luther.

Aber nicht nur das. Eigentlich war die Bezahlung mit Geld eine Erfindung der Städte. Auf dem Land hat man alles im Tauschhandel mit Naturalien beglichen, der so genannte pfennigwerte Handel. Nun war der Fugger pfiffig genug, um darauf zu kommen, dass man Geld zum Beispiel viel besser leihen kann als beispielsweise Karotten, eine Kuh oder einen Korb Äpfel. Denn man kann dem Schuldner einfach etwas draufsatteln und der Schuldner erhält eine deutlich größere Summe zurück, als er ausgeliehen hatte. Der Zins war geboren. Und es gab unzählig viel kluge Köpfe, die die Christen davon überzeugten, dass das gar nicht unchristlich sei. Nur der Luther war ein sturer Kopf, dem leuchtete das gar nicht ein. 

Insofern war der Luther auf die Fugger gar nicht gut zu sprechen. Und umgekehrt genauso. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich bekanntlich aus, und die Geschichte von Luther kennen wir ja. 

Verständlich, dass in der Fuggerei nur Katholiken wohnen dürfen. Aber der Journalist hätte ja mal vorsichtig nachfragen können, warum eigentlich keine Andersgläubigen oder Nichtgläubigen wie mich als Spatz zum Beispiel. Und so war halt alles an der Fuggerei nur schön. 

Die Fugger. Wer weiß eigentlich, dass der König Carlos der Erste - auch Karl der Fünfte genannt (der erste Habsburger Herrscher) -  damals so verschuldet wegen der Wahlhilfe zum König bei der Fugger-Bank war und dass er wegen des Mangels an Silberwaren, die er hätte der Fugger-Bank zurückzahlen sollen, seine Seeleute in Richtung Südamerika geschickt hat, damit sie den dortigen Ungläubigen ihren Silberschatz entwenden. um ihn schnurstracks in Richtung Spanien auf den Königshof zu bringen. Kolonialismus, Raubmassenmord? Ach geh, das ist doch heute vergessen. Wie schön ist die Fuggerei. 

Und Carlos gab in seiner Verzweiflung den Fuggern die Rechte, in Tirol im Karwendelgebirge beim Silbernen Hansl nach Silber und Kupfer zu graben. Auch in Spanien in Kastilien durften die Bergwerker bis 1645 für die Fugger schürfen.

Die Tiroler Knappen - also die Bergwerker - waren nicht immer gut auf die Fugger zu sprechen. Denn die Bezahlung (noch mit Lebensmitteln) blieb oft aus, und es machte einfach keinen Spaß, hungrig in einem dunklen Bergesinneren  Silber- und Kupfererze herauszuhämmern. So entstand damals ein Synonym für knausern  das Wort fuggern....Jedenfalls gab es in Folge ziemlich viele Aufstände der Knappen, und auch dieses frühkapitalistische Imperium der Fugger zerfiel ...

Schade, dass der Journalist Andreas Bünte so viel sooo schön fand und darüber ganz vergaß, dass er auch mal tiefer schürfen hätte können...

Möglicherweise hätte man allzuviel mit der Gegenwart assoziiert...Bergwerke in Afrika, Banken in Deutschland, Schuldentilgung in Griechenland, Agenda 2010, Altersarmut, Kriege....eben die andere Seite der Schönheit. Und dass kluge Kritiker auch heute nicht gern gehört werden. 

🐦 Tschilp!


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog