Was macht das Land falsch in Sachen grüner Bildungspolitik?

 🐦 Tschilp!

Kinder sind neugierig. Kinder lieben die Natur. Kinder lieben Tiere. Kinder staunen. 


Stadtkinder leben in großen Häusern. Stadtkinder atmen permanent schlechte Luft. Stadtkinder sehen viele Autos. Stadtkinder sehen keine Schmetterlinge. Stadtkinder essen in der Mittagspause Chips und Gummibärchen. 

Erwachsene wollen schöne Autos. Erwachsene wollen gute Straßen und freie Fahrt. Erwachsene wollen viel Geld verdienen und ein spannendes Fernsehprogramm.

Ich bin nur ein kleiner Spatz, daher bitte ich um Entschuldigung, wenn sich hier manche ungerecht beäugt fühlen. Aber so ist nun mal unsere Spatzenstatistik. Kleine Ausreißer nach links oder rechts sind spatzenwissenschaftlich durchaus im Rahmen. Menschen nennen das die Gauß'sche Verteilungskurve.  

Wie lernen unsere Spatzenbabies? Durch Beobachten und durch Imitieren. Wie werden sie geschützt? Dadurch, dass die Eltern sie ständig im Blick haben, Feinde vertreiben, Warnrufe ausstoßen und sie von gefährlichen Orten vertreiben. 

Aber wie sehen die Schulen für Menschenkinder aus?

DAS Unterrichtsfach für das Überleben, nämlich Biologie, ist in der Realschule degradiert worden zu einem Nebenfach! 

Was braucht der Mensch, um gesund zu leben, welche Vögel singen am Morgen, welche Pflanzen wachsen am Straßenrand, was gefährdet ihr Überleben, welche Lebensräume gibt es auf der Welt, was passiert, wenn es zu wenig regnet, zu heiß ist, wie heißen die Früchte und die Gemüsesorten, wie gesund sind sie, wie kann man sie selbst anbauen und ernten....wichtige, grundlegende Fragen zum Überleben, deren Antworten unser Überleben sichern. 

Aber:

Biologie: ein Nebenfach. Kein Hauptfach. Priorität liegt bei Deutsch, Englisch, Mathematik, also Tschilpen und Körner zählen. Wie armselig. 



Schulgärten: dem Zufall überlassen. Stadtschulen haben da Pech. Für Alternativen wie Pflanzenkübel auf dem Pausenhof gibt es keine Unterstützung von der Stadt Stuttgart. 

Natur-AGs: wenn es Poolstunden dafür gibt. Wenn es interessierte Lehrer*innen gibt. Alles dem Zufall überlassen. 

Versorgung der Schulkinder durch Obst: wenn es Lehrer*innen organisieren. Wenn nicht: dann eben nicht. Alles dem Zufall überlassen. 



Außerdem: was sollen denn die Lehrer*innen sonst noch alles machen? Hier gehört Unterstützung her durch Fachkräfte, die unterstützend nur für solche Themen in den Schulen wirken.

Hier gehört eine Verankerung in der Schulplanung und in der Zusammenarbeit mit der Kommune oder mit dem Land her. Im Bildungsplan muss das Fach Biologie wieder zum Hauptfach erklärt werden!

Es gibt interessante Vereine, Verbände und Stiftungen wie z.B. die Jugendstiftung, die Wettbewerbe veranstalten, die Schüler*innen zu Umweltmentoren ausbilden. Das bedeutet aber viel Arbeit zusätzlich zu den Belastungen der normalen Unterrichtstätigkeit. Im schlimmsten Fall, der leider normal wird, hat man 30 Kinder in der Klasse mit Schüler*innen, die wirklich alles mitbringen, was eine/n Lehrer*in zur Verzweiflung bringen kann. Da sind die Realschulen mittlerweile ganz vorne. Danke, Baden-Württemberg. 

Ich kann euch auch in diesem Zusammenhang die Glasgow-Deklaration ganz nah ans Herz legen. Die konkrete Umsetzung in einer Stadt/Region ist das Mindeste, was man von euch erwarten kann. Aber tut es!  Damit sich junge Leute nicht ständig genötigt fühlen, sich irgendwo hinkleben müssen. 

🐦 Tschilp!


Kommentare

  1. Deckt sich zu 100% mit meinen Beobachtungen. Kinder kann man noch erziehen, Erwachsene (meistens!) nicht mehr. Außerdem: Man kann nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer für die Erziehung der Kinder verantwortlich machen. Es wäre langsam an der Zeit, dass viele Eltern ihren Erziehungsjob (wieder) ernst nehmen, den Kindern auch mal Grenzen setzen wo nötig und Ethik vermitteln ...

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  2. Wenn in einer Gesellschaftsform / in einem Land Schwächen existieren, sei es, dass Frauen unterdrückt werden, sei es, dass sich die Jugend in ihrer Zukunftsangst von der Elterngeneration nicht gehört fühlt, dann ist es ein Leichtes für äußere politische Kräfte, die ein Interesse daran haben, dieses Land zu destabilisieren, genau in diese Kerbe zu hauen. Es wäre somit für den sozialen und politischen Frieden von großer Bedeutung, genau diese Zielscheibe aus der Schusslinie zu nehmen. Konkret: diese Sorgen ernst zu nehmen und z. B. die Bildungslandschaft zu transformieren. Nicht in digitalisierte Bildungswüsten, sondern in ökologisch prägende Erfahrungswelten. Vielleicht bekommen wir dann auch kluge Politiker und der amerikanische Climate Emergency Fund muss/ kann nicht mit seinen Ölmilliarden die Gesellschaft mit ihrem Klebstoff überziehen.

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